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Der Mercedes-Benz 600, intern als W 100 bezeichnet, war in den 1960er und 1970er Jahren das Staats- und Repräsentationsfahrzeug von Daimler-Benz.
Die Ursprünge des 600ers liegen in der Mitte der 1950er Jahre. Fritz Nallinger, führender Entwickler bei Daimler-Benz, betrieb die Entwicklung eines Wagens auf dem Stand des technisch Machbaren. So erhielt der Wagen unter anderem Luftfederung, Automatikgetriebe, Servolenkung und -bremsen. Die Entwickler zogen auch ein Modell mit verlängertem Radstand in Betracht. Bald zeigte sich, dass ein wirtschaftlicher Erfolg mit diesem Auto kaum möglich sein würde, da der Anteil der Entwicklungskosten bei den zu erwartenden geringen Stückzahlen für ein Exemplar bei 37.000 Mark läge – das fertige Automobil kostete 1964 ab 56.500 Mark.
Der Mercedes 600 war dann auch über seine gesamte Bauzeit stets ein Zuschussgeschäft, das Daimler-Benz vor allem aus Imagegründen betrieb. Mercedes-Benz setzte bei dieser Luxuslimousine nicht nur in Größe und Gewicht (zwischen 2,5 und 3,3 Tonnen je nach Ausführung) Maßstäbe. Der V8-Einspritzmotor M 100 mit 6,3 Litern Hubraum war eine Neuentwicklung an der Spitze des damals technisch Machbaren. Die Spitzengeschwindigkeit des kürzeren Viertürers beträgt 205 km/h, die Beschleunigung auf 100 km/h dauert zehn Sekunden. Der Mercedes 600 war damals eines der schnellsten Serienfahrzeuge der Welt und wurde auch als „Größter Sportwagen aller Zeiten“ betitelt. Der M-100-Motor fand einige Jahre später Verwendung im Spitzenmodell der Baureihe W 109, dem 300 SEL 6.3 und wurde, im Hubraum erweitert – wiederum den zwischenzeitlich vergrößerten Rolls-Royce-Motor überbietend – und mit einer Bosch-K-Jetronic-Benzineinspritzung versehen, auch in den 450 SEL 6.9 eingebaut. Beide Limousinen waren in ihren Fahrleistungen zur Zeit ihres jeweiligen Erscheinens wie zeitgenössische Sportwagen motorisiert.
Die Ausstattung der Limousine umfasste vieles, was zur damaligen Zeit technisch möglich war, und ist noch Jahrzehnte später bei heutigen Fahrzeugen nicht selbstverständlich. Beispielhaft sind zu nennen: Luftfederung, ein umfassendes hydraulisches Servosystem (so genannte „Komforthydraulik“), eine elektrisch regulierbare Heizungs- und Lüftungsanlage, Klimaanlage, hydraulisch verstellbare Sitze vorn, hydraulisch verstellbare Sitzbank hinten, hydraulische Fensterheber und ebenfalls hydraulisch betriebene Schiebedächer (bei langem Radstand war auch ein hinteres Schiebedach bestellbar). Bemerkenswert war die im Vergleich mit üblichen Elektromotoren nahezu geräuschlose Hydraulik, die bei ausgeschaltetem Motor aber schnell an Kraft verlor. Bei der Entwicklung des Autos wurden 15 Patente angemeldet.
Das Interieur des 600 war schlicht. Die Ausstattungsmöglichkeiten waren zahlreich. Die Modellpflege beim 600er fiel über den gesamten Produktionszeitraumsehr zurückhaltend aus, was sichtbare Aspekte betrifft. Technisch wurde der 600er immer wieder modernisiert; von deutlich sichtbarer Verjüngung des Modells sah Mercedes-Benz wohl vor allem deswegen ab, um bei der sehr langen Modellaufzeit Besitzern der frühen Jahrgänge Image- und Wertverluste zu ersparen. Die Gestaltung des Innenraums, insbesondere vorne, entsprach in etwa derjenigen der 1965er S-Klasse W 108/W 109.
Im August 1964 betrug der Listenpreis für einen 600er Mercedes 56.500 Mark (inflationsbereinigt nach heutiger Kaufkraft 113.866 Euro).
Gegen Ende seiner Bauzeit kostete der Wagen laut Preisliste vom 1. Februar 1979: 600 Limousine, fünf/sechs Sitze, vier Türen: 144.032 DM (entspricht 163.080 Euro).
Die Fertigung des 600er soll über alle Jahre hinweg wegen der Kundensonderwünsche und der durchgängigen Handarbeit trotz hoher Preise für Mercedes stets ein Verlustgeschäft gewesen sein, das aus Prestige-Gründen betrieben wurde. Außerdem spielte die Konkurrenz zu Rolls-Royce und Bentley eine nicht unerhebliche Rolle; so vergrößerte Rolls-Royce den eigenen Motor von 6,2 auf 6,75 Liter Hubraum, um den 600er mit seinen 6,3 Litern zu überbieten – was dann wiederum zur Vergrößerung des M100-Motors von 6,3 Litern, wie im 600er und 300 SEL 6.3 eingebaut, auf 6,9 Liter Hubraum führte.
Neben vielen anderen Filmauftritten ist der 600er in einer Szene von James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät von 1969 zu sehen, als die Gehilfin des Schurken Ernst Stavro Blofeld (Telly Savalas) aus dem Fond eines 600er die frisch mit James Bond (George Lazenby) verheiratete Teresa (Diana Rigg) erschießt. Auch im nachfolgenden Film Diamantenfieber hat der Mercedes einen Auftritt sowie in Octopussy, in dem Louis Jordan nach einer verlorenen Faberge-Auktion in einen 600er einsteigt.
Prominente Besitzer
Zum Kundenkreis gehörten unter anderem folgende berühmte Personen:
● Elizabeth Taylor
● Manuela (die Berliner Schlagersängerin besaß einen roten 600er und fuhr damit auf die Bühne ihrer Shows
im Dunes Hotel in Las Vegas)
● John Lennon (der den Wagen später an seinen Beatles-Kollegen George Harrison verkaufte)
● Rudolf Schock
● Ivan Rebroff
● Udo Jürgens
● Elvis Presley
● Herbert von Karajan
● Aristoteles Onassis
● Coco Chanel
● Gunter Sachs
● Max Grundig
● Schah Mohammad Reza Pahlavi
● Johannes von Thurn und Taxis
● Leonid Breschnew
● Kaiser Hirohito
● Les Humphries von den Les Humphries Singers
● Kim Il-sung
● Gustav Schickedanz
● Jay Leno (ein nachträglich mit einem Kompressor ausgerüstetes Fahrzeug)
● Jeremy Clarkson
● Jay Kay (kaufte den Wagen von Coco Chanel)
Viele Staaten hatten einen 600er im Fuhrpark, unter anderem Ägypten, Algerien, Ghana, Jordanien, Kambodscha, Kuba, Österreich und die Türkei. In Deutschland wurden die Fahrzeuge der Bundesregierung bzw. dem Bundespräsidenten von Daimler-Benz aus deren Fuhrpark zur Verfügung gestellt.
Der von Leonid Breschnew während seiner Amtszeit als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU privat gefahrene, 1966 gebaute 600er kam 2008 durch das Finanzamt Potsdam zur Zwangsversteigerung für 103.600 Euro an einen Anonymus.
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